Bei typisch bergischem Wetter – es regnete mitunter heftig – fand am 28. Oktober 2025 der REGIONALE-Kongress „Alles Ressource! Ressourcenlandschaft im Bergischen RheinLand“ am Innovationsstandort :metabolon auf der ehemaligen Deponie Leppe in Lindlar statt. Über 300 Besucher*innen Teilnehmer*innen aus Wasser-, Energie-, Land- und Forstwirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik erlebten ein vielfältiges Programm mit Fachvorträgen, Führungen über den Standort und Themenforen rund um die effiziente Nutzung der Ressourcen im Bergischen RheinLand. Als prominente Gäste waren Diplom-Meteorologe Karsten Schwanke und der nordrhein-westfälische Umweltminister Oliver Krischer, der einen Förderbescheid für das REGIONALE-Projekt „:bergische rohstoffschmiede“ übergab, vor Ort.
In den Forschungshallen der TH Köln auf :metablon begrüßte zu Beginn der Veranstaltung Jochen Hagt, Landrat des Oberbergischen Kreises und Verbandsvorsteher des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes (BAV), die Gäste. Er unterstrich in seiner Rede die Bedeutung der heimischen Rohstoffe – Wasser, Stein, Holz und Land – und machte gleichzeitig deutlich, dass es für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Nutzung dieser Ressourcen innovative Projekte bedürfe.
Eines dieser innovativen Projekte ist der Veranstaltungsort des Kongresses: Als Leuchtturm-Projekt vermittelt :metabolon, wie sich eine regionale Kreislaufwirtschaft entwickeln kann. Mit dem REGIONALE-Vorhaben :bergische rohstoffschmiede, das aktuell auf :metabolon entsteht, wird der Forschungs- und Lernstandort :metabolon weiterentwickelt, unter anderem mit dem Bau eines multifunktionalen Gebäudes sowie einer Forschungshalle mit Anlagentechnik für die Schwerpunktthemen Kunst- und Baustoffe.
Förderbescheid für die :bergische rohstoffschmiede
Für den weiteren Ausbau der :bergischen rohstoffschmiede übergab Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, auf dem Kongress einen Förderbescheid an die Projektverantwortlichen des BAV und der TH Köln. In seinem Vortrag hob Krischer das große Innovationspotenzial des Bergischen RheinLands hervor. „Das Bergische RheinLand schlägt hier neue Wege für eine nachhaltige und zukunftsfähige
Regionalentwicklung ein“, sagte Krischer. „Mit starken Partnerschaften und konkreten Projekten zeigt die Region, wie sich Umwelt, Wirtschaft und gesellschaftliche Entwicklung verbinden lassen. Das ist ein Vorbild für ganz Nordrhein-Westfalen.“
Gleichzeitig betonte er, dass man die Grenzen des Planeten überreizt habe und die nötige Umstellung von einer linearen Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft noch viel Arbeit erfordere. Die Umsetzung hierfür müsse vor Ort erfolgen, so der Minister. Für ihn stelle das Bergische RheinLand die zentrale Frage unserer Zeit. Es gehe um einen Kulturwandel und ein Umdenken: Müll sei ein wertvoller Rohstoff, der wiederwendet und verwertet werden müsse. Die REGIONALE stoße mit ihren Projekten diesen Wandel an und zeige, wie man innerhalb der planetaren Grenzen lebt. Als Beispiele nannte der Minister neben der :bergischen rohstoffschmiede die REGIONALE-Projekte Bergische WasserkompetenzRegion :aqualon 2.0 und den Grünen Mobilhof in Bergisch Gladbach.
Plädoyer für kluges Ressourcenmanagement und eine neue Talsperre
Die Keynote des Kongresses hielt anschließend der Diplom-Meteorologe Karsten Schwanke. Unter dem Titel „Der Klimawandel – und die Herausforderungen für die Ressourcen im Bergischen RheinLand“ führte er dem Publikum anschaulich vor Augen, dass der Klimawandel sich stärker als erwartet beschleunigt und Wetterextreme in Zukunft immer häufiger auftreten werden. Laut Schwanke verfügt das Bergische RheinLand dank seiner Ausstattung mit natürlichen Ressourcen – insbesondere der Regenreichtum und der Wald – und seiner Topografie über wichtige Standortvorteile. Gleichzeitig sind die Auswirkungen des Klimawandels auch im rechtsrheinischen Teil der Region Köln/Bonn verstärkt spür- und messbar: So liegen die sommerlichen Höchsttemperaturen des Raumes heute im Schnitt rund fünf Grad höher als in den 1960er-Jahren, die Sonnenscheindauer hat im Frühjahr um fast ein
Drittel zugenommen. Insgesamt werden Frühjahre und Sommer sonniger und trockener, Winter milder und regenreicher, so Schwanke.
Im Vergleich zur Rheinschiene ist es im Bergischen RheinLand oft mindestens 1 bis 2 Grad kühler. Und die bewegte Topografie bietet die Möglichkeit für kleine und große Wasserspeicher. Sie stellen einerseits im Falle von Extremniederschlägen eine wichtige Rückhaltefunktion dar. Andererseits sind sie wichtig sowohl für die öffentliche Wasserversorgung als auch für Unternehmen. Schwanke stellte in diesem Zusammenhang den historischen Innovationsgeist der Unternehmen im Bergischen RheinLand heraus und plädierte für ein kluges Ressourcenmanagement und eine Anpassung beim Hochwasserschutz. Um den Neubau von Talsperren käme man künftig nicht herum, so der Meteorologe.
Kraft der Bürger*innen nicht unterschätzen
In der anschließenden Gesprächsrunde diskutierten verschiedene Expert*innen die Bedeutung der vielfältigen Ressourcenlandschaft im Bergischen RheinLand für die Menschen und Unternehmen vor Ort. Dabei sprachen Dr. Reimar Molitor, Geschäftsführer der REGIONALE 2025 Agentur, und Prof. Michael Narodoslawsky, Mitglied des REGIONALE-Fachbeirats, mit Dr. Uwe Moshage (Vorstand Aggerverband), Ingo Noppen (Vorstand Wupperverband) und Thorsten Reuter (Vorstand Loopeperle e.V.). über die Herausforderungen bei der zentralen Ressource im Bergischen RheinLand, dem Wasser. Moshage und Noppen betonten, dass aufgrund von längeren Trockenperioden und entsprechender Algenbildung der Aufbereitung des Trinkwassers eine immer größere Bedeutung zukommt, während sich Reuter für mehr private Grundwasserspeicher aussprach, etwa Zisternen oder Regentonnen in Gärten.
Beim Thema Land- und Waldwirtschaft adressierte Frank Herhaus, Dezernent beim Oberbergischen Kreis, die fehlenden Verarbeitungsmöglichkeiten insbesondere im Bereich von Fleisch. Das mache es schwierig, entsprechende Projekte wie beispielsweise das REGIONALE-Projekt Food Hub weiterzuentwickeln. Dr. Franz Staubinger von der Hatzfeld Wildenburg’schen Verwaltung kritisierte die Übernutzung des Waldes durch den Menschen. Er plädierte für mehr Kooperation und weniger Reglementation. Künftig müsse man mehr auf Mischwälder setzen und eine Revitalisierung des Baumbestandes anstreben – dazu gehörten laut Straubinger Baumarten, die auch mit extremeren Klimabedingungen zurechtkämen.
Im Gespräch zum Thema Energie unterstrich Christoph Schmidt, Vorstand der StadtWerke Rösrath AG, die Bedeutung von Ideen aus der Bürgerschaft, um die Energiewende voranzutreiben. Die Energiewende werde vor Ort gestaltet und vertrage auch mal unkonventionelle Vorschläge, um Ziele zu erreichen. Bernd Rosenbauer von der Energiegenossenschaft Lieberhausen bestätigte den Erfindungsreichtum der Menschen im Bergischen RheinLand: Man dürfe die Kraft der Bürgerschaft nicht unterschätzen, etwas zu bewegen. Es komme darauf an, die Leute „zu kitzeln“ und Möglichkeiten aufzuzeigen. Im anschließenden Gespräch mit Dr. Reimar Molitor sprach sich Elke Reichert, Präsidentin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Klima in Nordrhein-Westfalen, für eine stärkere Sensibilisierung der Bürger*innen beim Thema Eigenvorsorge aus. Hier sieht sie Kreis und kommunen noch stärker in der Pflicht, „gemeinsame Sache“ zu machen. Insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien gebe es noch viel Potenzial, diese Ressource auszubauen. Weitere Impulse, wie Kreislaufwirtschaft von der Forschung in die Praxis gelingen kann, lieferte zum Abschluss des Vormittags eine Diskussionsrunde der :bergischen rohstoffschmiede mit Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft.
Spannende Fachforen und Zukunftswerkstätten im Frühjahr 2026
Am Mittag erkundeten die Teilnehmer*innen den Standort :metabolon auf zwei geführten Führungen. Die darauffolgenden Fachforen mit renommierten Expert*innen zu den Themen Wasser, Land und Energie boten für alle Beteiligten Gelegenheit, die zentralen Ressourcenfeldern zu vertiefen, gemeinsam ins Gespräch zu kommen und neue, innovative Projektideen zu entwickeln
Für die musikalische Untermalung des Kongresses sorgten Julian und Roman Wasserfuhr. Die international bekannten Jazzmusiker aus Hückeswagen präsentierten gemeinsam mit Cellist Jörg Brinkmann Stücke aus dem eigens für die REGIONALE produzierten Album „Echoes_Sound of Home“. Veranstaltet wurde der Fachkongress von der REGIONALE 2025 Agentur gemeinsam mit ihren Gesellschaftern – dem Oberbergischen Kreis, dem Rheinisch-Bergischen Kreis, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Region Köln/Bonn e.V. Kooperationspartner war der bav sowie die TH Köln.
Über den Kongress hinaus finden im kommenden Jahr drei Zukunftswerkstätten zu diesen Schwerpunktthemen statt. Eine kostenfreie Anmeldung zu den Foren ist unter folgendem Link möglich: www.regionale2025.de/zukunftswerkstaetten/